USA – Utopian Second Afghanistan
Exposé zum Romanprojekt
Genre: Die heutigen gesellschaftlichen, technischen und politischen Entwicklungen wurden konsequent weiter gedacht und auf die Spitze getrieben. Das Ergebnis ist eine satirische Dystopie in der Tradition Kurt Vonneguts.
Situation: Deutschland in einigen Jahrzehnten.
Deutschland ist wieder geteilt. Die 15.000 afghanischen Zivilisten, die im Krieg für die Bundesgewehr gearbeitet hatten, wurden in den an Polen grenzenden Teilen Brandenburgs angesiedelt. Sie haben einen Unabhängigkeitskrieg gegen die BRD gewonnen und ihren Staat Utopian Second Afghanistan genannt. Dort errichteten sie eine paradiesische vegane Gesellschaft ohne Technik und Geld, aber mit viel Spaß, Respekt freier Liebe und selbst angebautem Marijuana.
Die BRD hat sich in einen totalitären Staat mit zerstörter Umwelt und einer durch internetfähige RFID-Chips kontrollierte Bevölkerung entwickelt. Die Bienen sind ausgestorben, die PKW wegen Oil Peak verboten und im Jobcenter werden den Kunden die Bedarfsgemeinschaftsnummern auf die Unterarme tätowiert. Die Einkommensschere klafft immer weiter auseinander, Millionäre leben in den Innenstädten und der Rest in informellen slumähnlichen Siedlungen am Stadtrand.
Eisenbahnodellbau ist der neue Volkssport und wird von der Regierung, hinter der Monsanto steht, nach dem Brot-und-Spiele-Prinzip großzügig gefördert.
Um alle Ernährungsdebatten im Keim zu ersticken, gibt es für die Bürger nur noch das immer gleichförmige Granulat zu essen, das in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich ist, dessen Inhaltsstoffe aber niemand kennt.
Zwischen den zwei Ländern steht eine Mauer und die Flucht von West nach Ost gilt als Hochverrat und wird mit dem Tode bestraft.
Eine hochtechnisierte Gesellschaft eingerahmt von Pferdekutschen und Kurierdrohnen am Rande des Abgrunds.
Handlung kurz
Die beiden deutschen Landesteile werden in Vertretung der Soziologiestudentin Tahera (Utopian Second Afghanistan) und dem Jobcentertätowierer Thomas (Bundesrepublik Deutschland) wieder vereint. Sie machen sich mit revolutionären Absichten auf den Weg zum Monsantohauptquartier quer durch größtenteils entvölkerte Landstriche, in denen sie auf phlegmatische Anarchisten, predigende Roboter, vom Arbeitsmarkt frustrierte Söldner und kunstschaffende künstliche Intelligenzen treffen. Sie sprengen die Monsantozentrale in die Luft um die Bevölkerung aus der neoliberalen Knechtschaft zu befreien, stiften aber nur Chaos. Sie flüchten nach Utopian Second Afghanistan, wo Thomas dank seinem Modellbau zum Star aufsteigt. Sein Ruhm steigt ihm so zu Kopf, dass Tahera es nicht länger aushält und mit der gemeinsamen Tochter zu ihrem Exfreund zurück kehrt. Mit dem Modellbaukult ist der Geist der Konkurrenz, des Neids und des Hasses in das Land eingezogen. Die ersten Morde seit Jahrzehnten geschehen und auch Utopian Second Afghanistan stürzt ins Chaos.
Handlung lang
Tahera, (Mitte 20, extrovertiert, intelligent) studiert Soziologie in Utopian Second Afghanistan und macht zu Recherchezwecken inkognito in Berlin Praktika, als Apfelbaumbestäuberin, in einem Modellbauladen und im Jobcenter. Es ist für sie ein Kulturschock, denn es ist ihr erster Besuch im Nachbarland.
Bei ihrem Jobcenterpraktikum lernt sie Thomas (Anfang 30, introvertierter, chronisch unglücklich verliebter Grübler) kennen, der dort als Tätowierer arbeitet. Ihre Gegensätze ziehen sich an und sie werden ein Paar. Schließlich offenbart Tahera Thomas ihre wahre Identität und er ist fasziniert von ihrer Heimat und will am liebsten mit ihr auswandern.
Der ehemalige Monsantosöldner Nick (Mitte 40, unberechenbar, Alkoholiker) stiftet sie zu einem Anschlag auf die Monsantozentrale (Labore, Gewächshäuser, Massentierhaltung, Schlachthöfe) in Nordrhein-Westfalen an. Er hat allerdings keine sozialrevolutionären Ideale, sondern will sich rächen, weil er durch einen Kampfroboter ersetzt wurde.
Tahera schneidet Thomas amateurhaft den Chip aus seinem Gehirn und sie machen sich auf den Weg nach Monsanto („nach“, weil die ganze Region nach dem Konzern benannt wurde).
Auf der langen Kutschfahrt lernen Thomas und Tahera auf den größtenteils entvölkerten Landstrichen einige im Untergrund lebende Exzentriker kennen, zum Beispiel durch Ahnenkult handlungsunfähig gewordene Möchtegernrevolutionäre; einen ehemaligen Monsantokampfroboter, der zu Pflanzen und Tieren predigt; eine Ingenieurin, die den Arte Posthumane Computer erfunden hat, der autonom Kunst produzieren kann; einen alten Mann, der mit Waffengewalt Konservendosen mit echtem Lebensmitteln verteidigt ohne je davon zu essen.
Zufälligerweise ist die Führungsriege der Bundesregierung in Monsanto anwesend und die beiden sprengen mit Nicks logistischer Hilfe die gesamte Anlage mit allen Tieren, Pflanzen und Menschen in die Luft.
Thomas und Tahera machen sich schnell auf den Weg nach Utopian Second Afghanistan. Doch die Kämpfe zwischen menschlichen und maschinellen Söldnern gehen weiter. Mann gegen Maschine. Irgendwann tauchen UN-Helikopter auf und spielen „Immer wieder geht die Sonne auf“ von Udo Jürgens um die Parteien zu befrieden.
Der Bevölkerung fällt es nicht auf, dass sie führerlos ist, denn die Propagandamaschine der Medien läuft ungehindert und automatisiert weiter.
Auf der Flucht nach Berlin und weiter nach Utopian Second Afghanistan wird Thomas schwer krank, liegt fiebrig in der Kutsche, während Tahera lenkt. Zudem merkt sie an ihrer ständigen Übelkeit, dass sie schwanger ist.
Thomas wird zwar physisch wieder gesund, aber seine Persönlichkeit ändert sich, vielleicht eine Folge der unsachgemäßen Hirnoperation Taheras. In Utopian Second Afghanistan wird Thomas nach anfänglichen Fehlschlägen beim Festival des nacherzählten Films und beim Drachenfliegen mit seinen Modellen zum Star, ist so beliebt und respektiert, dass er zum Präsidenten ernannt wird.
Er verliert seine liebenswerte unsichere Bescheidenheit und legt Starallüren an den Tag, benimmt sich zunehmend arrogant und größenwahnsinnig. Über den Modellbau ziehen Konkurrenzdenken, Hass und Missgunst in Utopian Second Afghanistan ein. Er verliert die Kontrolle über die Geister, die er rief, und die Gesellschaft stürzt ins Chaos. Tahera kehrt mit ihrer Tochter zu einem früheren Liebhaber zurück und sie flüchten nach Polen während Thomas sich das Leben nimmt, indem er seinen Kopf in einen Bienenstock steckt.